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Ein unbekannter Teil der Bremer Universitätsgeschichte: Studentisches Wohnen zwischen Erziehung und Rebellion

Historikerin Dr. Birte Gräfing über Ideen zum Leben und Wohnen von Studierenden in den 70er Jahren / Vortrag am 16. Februar im Haus der Wissenschaft

Nr. 061 / 14. Februar 2012 SC

Billardhallen für Studierende? Erziehung durch Tutoren im Wohnheim? Vielfältig wie die Pläne zur Universitätsgründung in Bremen insgesamt waren auch die Ideen zum Leben und Wohnen der Studierenden. Darüber spricht die Bremer Historikerin Dr. Brite Gräfing in dem Vortrag „Der Bremer Studentenhausplan – Ideen zum studentischen Wohnen zwischen Reeducation und Rebellion“. Die Veranstaltung findet am Donnerstag, dem 16. Februar 2012 um 19:30 Uhr im Kleinen Saal des Hauses der Wissenschaft (Sandstr. 4/5) statt. Sie gehört zum Begleitprogramm der Fotoausstellung „Verflechtungen – Die Uni und die Stadt“, ebenfalls im Haus der Wissenschaft. Der Eintritt ist frei.

Zum Inhalt des Vortrags

Zu Beginn der Planungen in den 1960er Jahren orientierte sich der Göttinger Wissenschaftler Hans Werner Rothe an dem US-amerikanischen Modell der Campusuniversität. Danach sollte auch das studentische Wohnen und Leben auf dem Gelände der Bremer Universität stattfinden. Diese räumliche Planung ging einher mit dem Gedanken, dass die Lehrenden auch nach dem Seminar Erziehungsaufgaben gegenüber den Studentinnen und Studenten übernehmen sollten. Dieses Konzept wurde von der Norddeutschen Studierendenvertretung ausdrücklich abgelehnt, sie entwickelte vielmehr einen eigenen „Bremer Studentenhausplan“. Das Studentenhaus sollte von der Universität räumlich getrennt sein, damit die Lehrenden keinen Zugriff auf das Privatleben der Studierenden haben konnten. Bei der Gestaltung der Studentenwohnheime sollten individuelle Wohnformen und Freizeitaktivitäten berücksichtigt werden. Birte Gräfing zeichnet die damaligen Diskussionen nach und beantwortet die Fragen: Was ist von den Ideen verwirklicht worden? Was hat bis in die Gegenwart Bestand?

Tradition Reform

Birte Gräfing ist eine intime Kennerin der Geschichte der Universität Bremen. Bereits in ihrer Doktorarbeit über die Bildungspolitik in Bremen (2004) beschäftigte sie sich mit der Gründungsgeschichte der Bremer Universität. Im Auftrag des Universitätsarchivs untersuchte sie in Hinblick auf den 40. Uni-Geburtstag die weitere Entwicklungsgeschichte der Universität Bremen. Die Ergebnisse sind unter dem Titel „Tradition Reform. Die Universität Bremen 1971-2001“ im Herbst 2011 im Donat Verlag erschienen. Die Autorin beschreibt darin die Konflikte, Widersprüche und Turbulenzen, Fehleinschätzungen, Hoffnungen und berechtigte Einwände, staatliche Einsprüche und Interventionen, politische Auseinandersetzungen und schließlich neue gesetzliche Regelungen, die die ersten drei Jahrzehnte die Bremer Universitätsgeschichte geprägt haben.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Uni-Archiv
Sigrid Dauks
Tel. 0421 218 60390
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